Schäfchen … gezeichnet von F. K. Waechter .

F. K. Waechter gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten deutschen Cartoonisten, Zeichnern, Schriftstellern und Satirikern der Nachkriegszeit. Er war ein herausragender Vertreter des antiautoritären Humors. Seine Arbeiten richten sich gegen bürgerliche Enge, Obrigkeitshörigkeit und Spießertum. In fast allen seinen Zeichnungen und Texten feiert er die Fantasie, den Eigensinn und die Freiheit des Denkens. Regeln, Konventionen und Zwänge werden ironisch gebrochen.

Zu dieser Charakterisierung passt eine von Waechter gezeichnete Episode in Ergänzung zum Kinderliedklassiker von Hoffmann von Fallersleben „Wer hat die schönsten Schäfchen?“ .

„Wer hat die schönsten Schäfchen?“, so fragt der Mond (Bild 1). Inmitten seiner Herde antwortet der Schäfer selbstbewusst „Ich“ (Bild 2).“WER?“, diese wütende Nachfrage von oben folgt unmittelbar (Bild 3). Der Schäfer – offensichtlich beeindruckt – zeigt, indem er seinen Hut abnimmt, demütige Einsicht: „die hat der gold’ne Mond“. „Na also“ (Bild 4) tönt der Mond und die Nachtruhe ist wieder hergestellt.

„Wer hat die schönsten Schäfchen“ ist ein zartes, liebevolles Gedicht, das durch seine schlichten, klaren Bilder und den ruhigen Ton Geborgenheit ausstrahlt. Es vermittelt das Gefühl, behütet zu sein – von der Natur, vom Mond, und letztlich von den Eltern, die das Schlaf-Lied singen.

Wer hat die schönsten Schäfchen?
Die hat der gold‘ne Mond,
Der hinter unsern Bäumen
Am Himmel drüben wohnt.

Er kommt am späten Abend,
Wenn alles schlafen will,
Hervor aus seinem Hause
Zum Himmel leis’ und still.

Dann weidet er die Schäfchen
Auf seiner blauen Flur;
Denn all die weißen Sterne
Sind seine Schäfchen nur.

Sie tun sich nichts zu leide,
Hat eins das andre gern,
Und Schwestern sind und Brüder
Da droben Stern an Stern.

Und soll ich dir ein‘s bringen,
So darfst du niemals schrei’n,
Mußt freundlich wie die Schäfchen
Und wie ihr Schäfer sein.